Laudatio
''Kaum jemand würde heutzutage behaupten, sein Seelenleben sei unabhängig von gesellschaftlichen Bedingungen und Einflüssen aus der Umgebung. Gleichwohl gilt es als so kostbar und zerbrechlich, dass es nur gedeihen kann, wenn es geschützt und isoliert wird. Jedem einzelnen ist das eigene Selbst zur Hauptbürde geworden. ''
– aus 'Verfall und Ende des öffentlichen Leben' von Richard Sennett
Das Projekt 'Die Tyrannei der Intimität' geht von zwei grundsätzlichen Annahmen aus: zum einen der konkrete Abriss eines Begegnungszentrums vor Ort sowie der Annahme, dass Architektur durch ihre physische Artikulation eine Rolle in der Forderung und Unterstützung sozialer Beziehungen und Begegnungen spielen kann. Der so fundierte Entwurf vereint und vermittelt: Begegnungszentrum und Wohnfunktionen, innen und Außen, Straße und privaten Raum sowie diverse Nutzergruppen. Bauliche und soziale Schwellen werden aufgeweicht und unscharf gezogen. Die resultierenden Baukörper sind locker gestaltet, funktional und programmatisch durchmischt, Hofe, Terrassen und tiefe Fassen laden zur Aneignung durch Nutzer ein. Die Aktivierung des Begegnungspotentials der Architektur steht im Vordergrund einer Arbeit, die durch ihre Reife, hohen Grad an Ausarbeitung und darstellerische Qualität vor allem im Kontext einer Bachelorarbeit besticht.