Schinkel-Preis 2021 „Ideen für Westhafen und Berliner Großmarkt“

IBK3/Prof. Ludloff

Das Gebiet ist umgeben von Infrastruktur wie der Strasse im Westen, dem Gleisbett im Süden und der Wasserstrasse im Norden. Die Verbindung ist das Kernthema des Städtebaus unseres Gebiets und so fungiert als konnektives Element der Ring. Dieser versorgt die Bausteine mit Öffentlichkeit und verbindet sie untereinander. Durch die Infrastruktur auf der zweiten Ebene kann der Bestand erhalten und systematischumgenutzt werden. Zugleich sorgt dies für eine Sichtbarmachung der Industrie und Forschung und hebt die Urban Mining Prozesse hervor. Der Besucher gelangt vom Haupteingang zum bestehenden Plateau und findethier öffentliche Nutzungen, wie Handel und Cafés vor. Über den Mobility Hub, wo umweltgerechte Fortbewegungsmittel geladen und repariert werden können, gelangt man zum Werkcampus.

Dieser sorgt für die Symbiose eines neuen Bauprozesses & der Ausbildung von Fachpersonal, das eben mitdieser Erfahrung eine neue Bauwirtschaft prägen soll. Diese Auszubildenden werden vom Maler & Lackiererbis hin zum Zimmermann geschult, Urban Mining und die Neue Bauwirtschaft miteinander zu verbinden. Nur so kann ein Umdenken in den entscheidenden Berufen und Sparten erwirkt werden. Der Werkcampus enthält Schulungsräume für theoretische Lernvorgänge und soll hier den Kern der neuen Bauwirtschaft vermitteln. Durch die Zusammenführung akademischer und handwerklicher Komponenten werden hierbei Forschung undRealisierbarkeit vereint. Durch ständigen visuellen Bezug und die Möglichkeit die Infrastruktur des gesamten Gebiets zu nutzen, können die Auszubildenden Teil einer Transformation des Baugewerbes werden. Die praktische Umsetzung steht in Reallaboren und Forschungseinrichtungen im Vordergrund. Die Verwendung von Sekundärrohstoffen und die Aufbereitung vor Ort senkt Kosten, spart Energie und erhöht die Inländische Wertschöpfung durch Potentiale für einen innovativen Arbeitsmarkt. Der Ring führt so durch die Werkräume des Campus, in der Urban Mining durch die Auszubildenden praktiziert wird, zu Forschung und Produktionsstätten. Will man durch einen Urban Mining Kreislauf die Bauwirtschaft nachhaltig beeinflussen,benötigt das Kooperation mit bereits bestehenden Recyclingstätten.

Unser Ansatz startet also in einem großen Maßstab im Einzugsgebiet Moabit, Wedding und Spandau. Hier bestehen bereits spezialisierte Stationen des Beton- und Stahlrecyclings sowie Urban Minings, die lokal miteinander verbunden und als effektives Netzwerk gebündelt werden. Die Produktion beginnt bereitsaußerhalb bei einem Gebäude X in unserem Einzugsgebiet am angeblichen Ende seines Zyklus. Der entscheidende Kern ist die Speicherung der Grauen Energie. Reisst man ein Gebäude ohne Not ab, kann auch der effektivste Recycling und Urban Mining Prozess nicht zu einer klima-, und ressourcengerechten Bauwirtschaft führen. So werden Materialien, welche nur mit hohem Energieaufwand recycelt werden können,erhalten und Ihre graue Energie gespeichert. Sie bilden übergangsweise Fundament und Plattform für eine flexible Typologie der zukünftigen Bauwirtschaft. Das Gebäude X wird somit entkernt und die Materialien vor Ort sortenrein getrennt. Um die Strassen zu entlasten, schlagen wir ein automatisiertes Wassernetzwerk vor und nutzen gleichzeitig das bestehende Schienennetz unseres Gebiets. Alternative Antriebskonzepte wie unsere Wasserdronen sollen Ihre Energie direkt aus dem gebietseigenen CORE beziehen. Diese Energiequelle erzeugt Strom über die Photovoltaik Schuppen der Fassaden und produziert Wasserstoff mit Algen Bubblesauf der Spree basierend auf der CO2 Fixierung aus der Atmosphäre mithilfe von Sonnenenergie durch Blaualgen. Urban Mining Prozesse verbrauchen nunmal Energie, die wir somit lokal und umweltschonend überden CORE einspeisen können. Kommen die Baustoffe sortenrein getrennt durch unser Tube System im Gebietan, werden Sie nach Möglichkeit direkt weiterverarbeitet oder in einem Magazin aus Hoch- und Silolagerung gespeichert.

Die Konstruktion der neuen Bauwirtschaft besteht aus Holz. Kann also ein entkerntes Objekt nicht mehr als Plattform und Fundament dienen oder handelt es sich um einen Neubau, nutzen wir den Rohstoff Holz, um nicht nur klimaneutral, sondern mit negativer Co2 Bilanz zu bauen. So wird dort, wo die graue Energie nichtgespeichert werden kann, Holz eingespeist und das Closed-Loop Potential maximiert. Diesem Prozess gebenwir durch flexible Gebäudestrukturen und einen Holzskelletbau als KVH Zangenkonstruktion einen sinnvollen Rahmen. Das Asphaltmischwerk wird als Gebäudekörper in die Industrie und Forschung integriert und bildet die Produktionsstätte für recycelten Estrich. In der Forschung werden die Potentiale der Baustoffe untersucht. Der Prozess muss daher offen für Innovationen und neue Urban Mining Prozesse bleiben. Die Entwicklung von Bewertungsschemata für urbane Minen sind dabei unumgänglich. Über den Ring gelangt man nun weiter zum INKORE. Dieses ist die Schaltzentrale des Gebiets und behält den gesamten Ablauf im Blick. Besucher und Interne können hier über den Urban Mining Prozess informiert und mitgenommen werden. Erkenntnisse wie Wertschöpfungsketten sowie Input und Output Ströme werden durch die Kartierung überwacht. Der Gebäudekörper terrassiert sich in Richtung Ring und wird als offene Strukturgestaltet. Da die Innovationsoffenheit in sämtlichen Bereichen Vorrang hat, werden alle Gebäude mit einer maximalen Flexibilität ausgestattet. Der Ring verbindet somit die Bausteine und sorgt für eine Verteilung allernotwendigen Ressourcen. An Ihn gekoppelt sind die Gebäudekörper des Gebiets zwar unabhängig, aber in ständigem Austausch. Diese Konnektivität belebt das Gebiet und sorgt dafür, dass Urban Mining durch einen sinnvollen Kreislauf zu einem konkreten Lösungsvorschlag für eine transformierte Bauwirtschaft wird.

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