Wenn das Haus eine Maschine ist, ist die Stadt dann eine Fabrik? Le Corbusier beschrieb 1921 das Haus als Maschine zum Wohnen. Ungefähr 100 Jahre später, bei diesem Vergleich bleibend, steht diese Maschine in einer Druckerei. Nicht in einer, in der Bücher, Zeitungen oder Poster gedruckt werden. Sondern in einer Druckerei, in der Geld gedruckt wird. Gebäude sind heute, in welcher Form diese auch immer gebaut werden, meist auch ein Finanzprodukt. Das Mehrfamilienhaus, das zum Portfolio eines Aktienkonzerns gehört und gewinnbringend vermietet wird. Das Einfamilienhaus, welches für das Alter absichern soll, das Einkaufszentrum oder das Bürogebäude, welches als Anlagemöglichkeit für erzielte Gewinne dient oder die Schule, welche im Privat-Partnership-Verfahren von einem privaten Investor gebaut wird, in dessen Eigentum bleibt und vermietet wird. Häufig geht es also beim Errichten von Gebäuden nicht nur um den eigentlichen Zweck des Wohnens, des Handels, des Erbringens von Dienstleistungen oder des Lernens, sondern um eine mögliche Rendite.
› Fiktion – Wenn Städte nicht aus Finanzprodukten bestehen ‹ betrachtet im ersten Teil der Arbeit die Themen: Finanzialisierung, Kommodifizierung und Bodenpolitiken. Weiter werden fiktive Szenarien für eine gerechtere, sozialere und gemeinwohlorientierte Stadt entwickelt. Durch fiktive Erzählungen und Fotomontagen werden aus Stuttgarter Investoren-Architekturen Denkanstöße, die niederschwellig zum Hinterfragen einladen sollen. Die dargestellten Fiktionen beziehen sich zum Teil auf aktuelle Diskussionen um die behandelten Projekte und werden in einem nachfolgenden Teil mit Inspirationen real existierender Projekte, Protestformen oder Herangehensweisen in Verbindung gebracht. Hinzu kommen Beispiele, wie in anderen Bereichen mit Themen wie Transparenz, Geschichte und Enteignung umgegangen wird, bzw. wie diese gesetzlich geregelt sind.
Betreut durch: Dr. Prof. Dr. phil. Laura Calbet und Prof. Dr. phil. Stephan Trüby
Masterarbeit