Als Reaktion auf den Diskurs um das globale Privatstadt-Phänomen stellt diese Masterthesis die Frage, wie ein anderer stadtplanerischer und architektonischer Umgang mit Wasser, insbesondere Abwasser, unsere Städte resilienter machen und demokratische Strukturen stärken kann.
Dabei nimmt die Arbeit nicht nur internationale libertäre Entwicklungen in den Blick, sondern rückt insbesondere die schleichenden Privatisierungsprozesse in Europa und Deutschland in den Fokus. Angesichts der fortschreitenden Monetarisierung kritischer Infrastruktur, besitzt das Thema Wasser höchste Relevanz, da es die Grundlage für eine freie Entfaltung von Leben und sozialer Gerechtigkeit darstellt und eine zentrale Rolle im Umgang mit den Herausforderungen durch die Klimakrise spielt. In vielen europäischen Städten ist die Trinkwasserversorgung bereits privatisiert worden. Nicht zuletzt werden so Abhängigkeiten und eine Erosion demokratischer Kontrolle begünstigt – wer das Wasser kontrolliert, kontrolliert die Stadt. Gleichzeitig sind unsere Städte zu Manufakturen der Trockenheit geworden, in denen die Geschichte des Wassers bestenfalls als eine Verlusterfahrung beschrieben werden kann. Hinzu kommt unser ambivalentes Verhältnis zum Thema Wasserverschwendung, das sich unter anderem darin zeigt, dass wir unsere Toiletten mit bestem Trinkwasser spülen und mit unserem ungenutzten Abwasser großes Potenzial verschwenden. Dank diverser Ressourcen wie Phosphor, Stickstoff und Kalium sowie der Energie und Daten in der Biomasse wird unser Abwasser zunehmend zu einer potenziellen Goldgrube für Unternehmen. Es gilt daher unseren Umgang mit Abwasser grundlegend neu zu denken und die Prozesse dahinter wieder in das urbane Leben zu integrieren. Das unsichtbar gewordene Wasser soll daher räumlich diskutiert und seine Potenziale für die Gesellschaft sichtbar gemacht werden. Der Entwurf versteht sich als Ausdruck einer Gesellschaftskritik und wird durch konkrete und ortsspezifische Lösungsansätze zum Advokaten für eine nachhaltige Transformation.