Durch den Wandel von Handel, Arbeit und Kultur sind unsere Stadtzentren und Einkaufsstraßen heute nur noch ein Schatten ihrer selbst. Auch die Stuttgarter Königstraße ist längst kein Treffpunkt verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen und Subkulturen mehr, sondern eine exklusive Shoppingmeile. Die ehemaligen Geschäftshäuser werden abgerissen und durch sogenannte Ersatzneubauten reproduziert. Anstatt neuer Gebäude mit alten Nutzungen braucht es jedoch alte Gebäude mit neuen Nutzungen. Aus diesem Kontext heraus stellen wir die These auf, dass Stuttgart bereits gebaut ist. Diese Annahme soll nicht in einer „Dystopie des Verzichts“ (Bahner, 2020) enden, sondern neue Ausgangspunkte für Experimentierfelder im Bestehenden finden. Sie ist ein Plädoyer für das Weiterbauen des Bestehenden und warnt vor dem Dogma des ständigen Neubauens.
Exemplarisch dafür stehen drei ehemalige Kauf- bzw. Büro- und Geschäftshäuser auf der Königstraße, die ein „Kommunizieren und Organisieren“ (Kö1), ein „Produzieren und Gestalten“ (Kö23) und ein „Lernen und Lehren“ (Kö45) statt Konsumieren vorschlagen. Die Handelshäuser der Zukunft stellen eine Infrastruktur zur Verfügung und ermöglichen so die Aneignung durch zukünftige Nutzer:innen. Als öffentlicher Raum sind sie ein Gemeingut und können sich zu kulturellen und sozialen Zentren entwickeln, die alltäglich und niederschwellig sind. Anstatt mit Waren wird hier mit Wissen, Dingen, Räumen und Diskursen gehandelt. Die drei Handelshäuser der Zukunft bilden den Ausgangspunkt für eine mögliche nachhaltige Veränderung auf der Königstraße.
Modellbilder © Frank Dölling