Städtebaulicher Kontext
Die Stadt Oberhausen, auch bekannt als „Wiege der Ruhrindustrie“, ist ein wichtiger Bestandteil der Industrialisierung und dem Entstehen des Ruhrgebiets. Die Neue Mitte als Freizeit-, Tourismus und Einkaufszentrum entstand durch ein Stadtentwicklungskonzept in den frühen 1990er Jahren.
Als größtes Einkaufscenter in Europa, zählt die neue Mitte jährlich mehrere Millionen Besucher. Inmitten des Einkaufszentrums soll, auf zwei der insgesamt sechs Parkdecks, die um das Einkaufscenter gruppiert sind, ein Lebensraum mit urbanen Qualitäten entstehen und die neue Mitte der Stadt Oberhausen zu einem lebenswerten Stadtteil machen.
Städtebau innerhalb des Grundstücks
Das Parkhaus begrenzt das zu beplanende Grundstücksgebiet in einer polygonalen Grundfläche. Da das Parkhaus von mehreren, vor allem industriell bzw. gewerblich genutzten Gebäuden umgeben ist, die sich in ihrer Baukörperform stark voneinander unterscheiden, lässt sich daraus kein städtebaulicher Ansatz des zu planenden Neubaus ableiten.
Das Parkhaus selbst besteht aus drei Parkebenen, die über Rampen innerhalb der Fläche erreicht werden. Zur inneren Erschließung gibt es zusätzlich einige Treppenhäuser mit Aufzugsanlagen, die gleichmäßig über die Parkebenen verteilt sind. Es besteht die Möglichkeit, für den Entwurf einen Teil des Bestandsparkhauses abzureißen.
Konzept
Das Grundkonzept besteht aus einem Teilabriss im Süden des Bestandsparkhauses, sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss. Die dadurch entstehende, geschossweise Abtreppung der Parkhausebenen schafft Platz für die sechs Hochhausneubauten. Jedes der sechs Hochhäuser ist durch einen durch den Abriss entstehenden Innenhof gerahmt und verfügt in den unteren Geschossen über öffentliche Nutzungen, die sich sowohl in den Freiraum als auch in den teilweise neu beplanten Parkhausbestand ausweiten. In den oberen Geschossen der Hochhäuser befinden sich die Wohnungen für die Bewohner des neuen Quartiers. Die öffentlichen Nutzungen werden in drei verschiedene Bereiche zoniert, denen sich jeweils zwei Hochhäuser zuordnen lassen.
Im Westen befindet sich der Marktplatz, in der Mitte der Kulturplatz und im Osten der Sportplatz. Abgeleitet von der Bezeichnung des Parkplatzes übernimmt jeder dieser Orte eine bestimmte Funktion, die das Quartier als einen lebenswerten Wohn- und Aufenthaltsraum, sowohl für Bewohner als auch für Besucher erlebbar macht.
Durch die Umplanung fallen etwa 2/3 der Parkplätze des Bestandsparkhauses weg. Durch ein neu aufgesetztes Parkleitsystem und kleine Umstrukturierungen innerhalb der Erschließungsstrukturen können die restlichen 1/3 der Parkplätze problemlos weiter genutzt werden.
Erschließung
In seiner ursprünglichen Nutzung als reines Parkhaus erfolgte die Erschließung ausschließlich über Straßen. Um nun die Bewohner und Besucher des Quartiers auch fußläufig bequem vor Ort zu bringen, werden einige Maßnahmen getroffen. Durch die Abtreppung der Parkebenen und deren jeweiliger Verbindung durch großzügige Freitreppen werden die Menschen in das Quartier und auf die unterschiedlichen Parkebenen geleitet. Bereits im Erdgeschoss wird ein Großteil der öffentlichen Nutzungen angeboten, deren Erschließung barrierefrei von den bereits bestehenden oder neu angelegten Zugangswegen erfolgt. Von hier aus kann jeder weitere Bereich des Quartiers barrierefrei über Aufzugsanlagen erreicht werden. Erleichtert wird das Zurechtfinden durch Farbakzente in den Fassaden der Hochhäuser, sowie eine auffallende Beschriftung der jeweiligen Platznutzungen an den Geschossen der öffentlichen Nutzungen.
Die Erschließung innerhalb der Hochhäuser erfolgt über das als innenliegender Kern ausgebildete Treppenhaus. Die Bewohner können über einen separaten Zugang mit vorgeschaltetem Eingangsbereich zum Treppenhaus gelangen, ohne diesen mit der Öffentlichkeit teilen zu müssen. Den öffentlichen Nutzungen steht einer der beiden Aufzüge zur inneren Erschließung zur Verfügung, das Treppenhaus dient als zweiter Rettungsweg. Das Sicherheitstreppenhaus verfügt über zwei Feuerwehraufzüge, sowie einen Sicherheitstreppenraum.
Nutzungen
Öffentliche Nutzungen - Im Quartier wird eine Vielzahl an öffentlich nutzbaren Flächen, sowohl im Innen- als auch im Außenraum, angeboten. Diese dienen zum Einen den Bewohnern des Quartiers, um Ihnen eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung zu bieten, zum Anderen auch den Besuchern von Außerhalb - etwa den Bewohnern der neuen Mitte oder Besuchern des Westfield Centro. Die öffentlichen Nutzungen lassen sich in drei Hauptbereiche aufteilen, den Marktplatz, den Kulturplatz und den Sportplatz. Diesen Oberbegriffen lassen sich viele weitere Nutzungen zuordnen.
Private Nutzungen - Trotz der vielen öffentlich nutzbaren Angebote ist der Hauptbestandteil des Quartiers das Wohnen. In unserem Quartier befinden sich sechs Hochhäuser mit insgesamt etwa 240 Wohnungen, ausgelegt für 600 - 650 Bewohner. Durch die vertikale Anordnung schaffen wir es, viel Wohnraum auf einer relativ geringen Grundfläche unterzubringen. Die Restfläche kann somit mit den zuvor beschriebenen, öffentlichen Nutzungen belegt und sorgt für eine hohe Wohn- und Aufenthaltsqualität. Außerdem können so die Funktionen Wohnen, Freizeit und Arbeit problemlos miteinander kombiniert werden.
Fassade und Gestaltung
Die Fassadengestaltung ist ein wichtiger Bestandteil des Entwurfs. Da durch die Hochhäuser eine hohe Fassadenfläche zur Verfügung steht, wird eine Fassade geplant, die in ihrer Gestaltung, anpassbar in jeder Wohnung, über genug Varianz verfügt, um jedem Hochhaus die notwendige Individualität zu geben. Das gelingt zum einen dadurch, dass der Balkon in jedem Geschoss auskragt. Über gezielte Einschnitte in den umlaufenden Auskragungen werden die Balkone wohnungsweise voneinander getrennt und verhindern die sonst oft störenden, aber zur Wahrung der Privatsphäre notwendigen Trennwände. Genutzt werden die Bereiche der Einschnitte für Fassadenbegrünungen, die sich jeweils über drei Geschosse zieht und durch die abwechselnde Anordnung ebenfalls eine Varianz in die Ansicht bringt. Verschiebbare, halbtransparente Module dienen der Verschattung und sorgen ebenfalls für Privatsphäre. Wenn die Technologien weiter fortschreiten, können die Verschattungselemente in Zukunft gegen stromproduzierende Photovoltaik Paneele getauscht werden.
In den Bereichen der öffentlichen Nutzung besteht die Fassade aus den sichtbaren Betonstützen der Tragstruktur und dazwischenliegenden Glaselementen. Eine großflächige Beschriftung, befestigt an dem obersten öffentlichen Geschoss, lässt auf die Nutzung des jeweiligen Bereichs schließen.
Betreuung:
Dr.-Ing. Franz Arlart, Architekt, M.Sc.
Alexander Enders, Bauingenieur, M.Eng.
Dr.-Ing. Christian Dehlinger, Bauingeniuer
Prof. Dipl.-Ing. Jürgen Schreiber, IBBTE