Diese Arbeit befasst sich mit dem Potenzial der Architektur, zukünftige Probleme der Urbanisierung in den stark verdichteten europäischen Innenstädten zu lösen. Konkret soll dies in der bevölkerungsdichtesten Stadt Europas untersucht werden - Paris (20.557 Einwohner pro Quadratkilometer) und als Blaupause für andere europäische Großstädte dienen. Aufgrund der enormen Dichte der Stadt, die im Vergleich zu New York knapp doppelt so hoch ist, wird Paris u.a. eine der Städte in Europa sein, die die Folgen des Klimawandels als erstes zu spüren bekommen wird. Paris hat die Probleme bereits erkannt und versucht den Entwicklungen entgegenzuwirken. Neben der Stilllegung der Promenadenstrecken entlang der Seine, folgte auch die wichtigste und älteste Hauptverkehrsachse - die Rue de Rivoli, welche bis dato die meistbefahrene Straße der Stadt und die einzige direkte Verbindung zwischen Ost und West war. Auch ambitionierte Nachverdichtungsprojekte wie etwa das Erschaffen mehrerer neuer Quartiere aufgeständert über bestehende Bahnhöfe und Gleisanlagen bezeugen die Not der Pariser.
Um die Stadt auf die künftigen Herausforderungen vorzubereiten, müssen jedoch radikalere Maßnahmen erfolgen. Das Ganze mit der Kernfrage, wie man mehr Fläche generiert ohne zusätzliche Versiegelung und mit bestehen bleiben des Bestands.
Damit trifft die Thesis den aktuellen Nerv der Zeit nämlich den Klimawandel und den damit einhergehenden Klimaflüchtlingen, der Überbevölkerung in den ohnehin schon von Wohnungsnot geplagten Städten Europas und schließlich der Erkenntnis, dass die DNA unserer Städte die über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende aus einem Kern gewachsen ist, sich nicht schnell genug an die exponentiell wachsende Bevölkerung und Fortschritt anpassen kann. Der „Evolutionsstand“ unserer Städte reicht schlichtweg nicht aus, um auf das bevorstehende reagieren zu können.
Daraus entstand die Grundidee, durch eine zweite Ebene über dem Bestand auf effizienteste Weise neue Fläche zu generieren ohne graue Energie zu erzeugen. Somit soll der Entwurf einen ersten Anstoß für den Wandel hin zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Stadt liefern, um damit eine neue „Saat“ in den Städten keimen zu lassen, welcher losgelöst von der bestehenden städtischen Baustruktur autark sich entwickeln kann.
Hierfür wurden unterschiedliche Ansätze analysiert und eine Methode ausgearbeitet, die für den Bestand am verträglichsten ist. Ziel ist es, diesen weitestgehend unberührt zu lassen. So entstand der Ansatz, Baukörper mit reichlich Abstand über den Dächern zu platzieren. Getragen wird das Ganze von einem filigranen Stützengeflecht und einer Reihe von Erschließungskernen, die in den ungenutzten Innenhöfen des Bestandes platziert werden. Als neue Ebene über der Stadt soll auch die Infrastruktur mittels eines Seilbahnnetzes stattfinden. Dabei werden die Stationen der Seilbahn direkt in die Baukörper integriert. Die Seilbahn ist eine kostengünstige und nachhaltige Maßnahme, um Städte in Zukunft autofrei zu gestalten. So wird die Entsiegelung von bestehenden Verkehrsflächen ermöglicht. Da Straßen durch die Seilbahn als neue Fortbewegungsalternative überflüssig werden.
In zahlreichen Formstudien hat sich ergeben, dass die horizontale Form am effizientesten und verträglichsten mit dem städtischen Raum funktioniert. Das Konzept des „Horizontalen Wolkenkraters“ schafft es im Gegensatz zu Vertikalen Strukturen, aufgrund der räumlichen Nähe zur Stadt, eine Erweiterung des städtischen Raums zu werden anstelle eines stillen Beobachters. Die Horizontalität führt außerdem zu einer Entlastung der städtischen Ver- und Entsorgung durch das punktuelle Verteilen der benötigten Gebäudeinfrastruktur.
Maßgebend für das Erscheinungsbild der Baukörper war es, eine Leichtigkeit zu suggerieren, wenn nicht sogar einen schwebenden Charakter. Primär um die Integrierung in das städtische Bild zu ermöglichen da sonst die Baukörper aufgrund ihrer Dimension zu dominant wirken würden. Diese sind als Stahlskelettbau vorgesehen, was zu einer selbstragenden Halle führt, die im Inneren nutzungsneutral ist und eine flexible Nutzung ermöglicht, um in Zukunft besser auf Nutzungsveränderungen reagieren zu können. Damit kann sich das Gebäude analog zum städtischen Raum mit der Zeit verändern. Sei es als Kulturzentrum, als Handelsfläche, als Produktionsstätte, als Logistik hub, Data Center, als Flüchtlingslager, als Wohnraum in Form von Wohnungen oder Kapselunterkünften, etc.
Neben der Flächeneffizienz, die mit der zweiten Ebene einhergeht, besteht hier auch großes Potenzial die Baukörper als städtische Versorger auszubilden. Die Verschattung den die Baukörper auf den Bestand werfen, wurde durch den ermittelten Abstand der Baukörper zum Straßenraum auf effizienteste Weise ausgenutzt. So werden die Dächer der Bestandgebäude im Sommer vor direkter Sonneneinstrahlung verschont, welche die Kühllast reduziert, während im Winter gewärleistet wird, dass die Fassaden ausreichend bestrahlt werden. Auch hinsichtlich der Energieerzeugung entsteht hier eine große Chance die Dach- und Fassadenflächen für Solar- und Windenergie zu nutzen, um als Plusenergiehaus die Stadt zu versorgen. Ein Aspekt, der sich auf den meisten Bestandsdächern so nicht ohne weiteres umsetzen lassen würde.