Nach dem Brand im Paço de São Cristóvão – welcher seit 1892 das brasilianische Nationalmuseum beherbergte – gilt es zu entscheiden wohin die Zukunft des Hauses und des Museums führen soll. Die Regierung unter der Führung Jair Bolsonaros schlägt vor, den Palast in seinem Vorbrand-Zustand zu rekonstruieren.
In diesem Sinne soll die Situation dazu genutzt werden, eine kritische Fortschreibung des Hauses zu gestalten und es in das 21. Jahrhundert zu versetzen. Dies macht sich darin sichtbar, ein Gebäude zu gestalten welches auf demokratischen Grundsätzen beruht. Folglich ein Bildungsangebot für alle Bürger anzubieten und Diskriminierungs- Maßnahmen zu unterbinden. Der Palast wird stärker mit dem ihm umgebenden Park (Quinta da Boa Vista) verbunden, indem die museale Ausstellung bis in diesen hinaus fortgesetzt wird. Durch die Vernetzung von Park und Palast entsteht ein symbiotischer Effekt, welcher die beiden Hauptzielgruppen in Kontakt bringt und eine konstruktive Konfrontation provoziert.
Die Innenräume verstehen sich als moderne museale Räume, welche den Ausstellungsstücken Schutz bieten und introvertiert mit dem Fokus auf die Ausstellung funktionieren. Belichtet werden diese über große Oberlichter. Die neu errichteten Gebäudevolumina werden innerhalb der alten Bestandswände des Museums platziert, wodurch neue Plätze entstehen. Anstelle eines Haupteingangs wird das Gebäude von allen Seiten zugänglich gemacht. Der Neubau ragt weit sichtbar über die Bestandsfassade hinaus. Die neuen Gebäudevolumina sind in Stampflehm materialisiert und sehr archaisch gehalten. Sichtbar sind nur Wand und Öffnungen. Fensterprofile sowie Beschläge sind von außen nicht sichtbar. Der Neubau respektiert den Bestand, ordnet sich diesem aber nicht unter.
Wiss. MA / Betreuer: Florian Kaiser