WARP I + II

Warp I: Tilman Zöller, Elisa Baumgarten (IBK3/Prof. Ludloff)
Warp II: Rene Dapperberger, Felix Hauff (IBK3/Prof. Ludloff)

Warp I: Tilman Zöller, Elisa Baumgarten

 

Der Entwurf LaBanda befindet sich am Knotenpunkt zwischen Hafen und Gleis, städtebaulich werden das Europa-Viertel und die Altstadt Barcelonas verbunden. Durch ein Fließband werden Wasser, Schiene und Straße neu verknüpft und die moderne Logistik revolutioniert. Durch geschickte Taktung wird eine ähnliche Kapazität erreicht, wie des gesamten Hafens. Das Fließband dient dennoch nicht ausschließlich dem Containerumschlag, es wird genauso zur Lebensader eines neuen Stadtviertels.

Aufgereiht entlang des Bandes bilden 13 klassische Cerda - Blöcke einen 1,5km langen, sehr schmalen Baukörperkomplex mit einer großen Vielfalt an Themen: Produktion, Wohnen, Konsum, Arbeiten, Wald, Freizeit, Bildung und soziale Einrichtungen.

Zentraler Punkt bei der Bearbeitung des Entwurfs war die Kreation von unterschiedlichsten Atmosphären beim Erleben der einzelnen Blöcke. Von der Produktion durch den Wald, woraufhin man im Durchlauf die Kunst erlebt. Nach der Fahrt durch den Hochhaus-Distrikt landet man am Hafenbecken.

Das andere große Thema der Stadt wird thematisiert durch die Vielseitigkeit an Lebensräumen, grüne Wohnterrassen werden kontrastiert durch eine Wohnmaschine, freistehendes individuelles Wohnen steht im Gegensatz zu gemeinschaftlichem Wohnen und Arbeiten.

Vom Portal bis zur Marina erzählt der Entwurf eine Geschichte vom Einklang des Lebens mit modernen Prozessen der Logistik und Produktion. Das Band, eine hochtechnisierte Maschine, ist das dynamische, rhythmusgebende und verbindende Element der Gebäudeblöcke und wird zum hochlebendigen Schwerpunkt des Entwurfs.

Warp II: Rene Dapperberger, Felix Hauff

Eine Ware durchläuft die Stufen der Herstellung, der Komissionierung, des Transports und der Übergabe. Diese erfolgen weltweit für jede Ware unzählige Male. Dieser Prozess läuft immer rapider in Richtung der Vollautomatisierung. Für uns war somit eindeutig, dass der Übergang herkömmlicher Transportstrukturen zur innovativen, vollautomatisierten Beförderung von Mensch und Ware zu einer massiven Aufgabe für bestehende Stadtsrukturen wird. Die weltweite Vernetzung auf Schiene und Straße wird dabei zur Problematik. Das Gebiet ermöglicht zwar auch den Anschluss an herkömmliche Transportmöglichkeiten, doch die unausweichliche Vollautomatisierung des Transports ist im Gebiet im Gegenteil zu seiner Umgebung bereits gegeben.

Anstatt einer Dämonisierung der Vollautomatisierung als ein Prozeß zur Entmachtung des gewöhnlichen Arbeiters, sollte man eine positive Perspektive gerade für alltägliche Lebenssituationen in Kombination mit der Vollautomatisierung schaffen. Diese Perspektive kann allein in der Innovation und dem Fortschritt gesehen werde. Wie sieht ein Gebiet aus, das nicht nur Innovation nutzt, sondern sie auch fördert und hervorruft? Durch Startups, Werkstätten und Showrooms wird der Standort Kornwestheim von einem reinen Logistikzentrum zur Ideenfabrik.

Wie sieht ein Freiraum aus, der frei von den Grenzen des herkömmlichen Strassenraums eine neue Struktur annimmt? Auch ein solcher Strassenraum braucht eine räumliche Einteilung. Unendliche Weite bildet für den Menschen das Gegenteil von Behaglichkeit und wird daher durch unsere geformte Topographie in variabel nutzbare Bereiche eingeteilt. Ein Freiraum, der gleichzeitig den Nutzungskonflikt des Straßenverkehrs entbehrt, führt zu einer freieren Entfaltung des öffentlichen Raums. Die Reduzierung von Gefahren und räumlichen Barrieren bewirkt eine einladende Wahrnehmung und die Vitalisierung des öffentlichen Lebens. Nutzungen werden flexibel gestaltet und durch die Topographie räumlich getrennt.

Unkomplizierte Städte sind am optimalsten für immerwährende Innovation gerüstet. Unser Gebiet fügt sich durch Vernetzung in das Archipel ein und verkörpert eine Stadt, die sich durch unkomplizierte Räume immer neuer Innovation zu öffnen vermag. So passt sich der Raum des Logistikzentrums immerzu an die zeitgemäßen Begebenheiten des Marktes an. Die Innovation endet nicht mit einer formalen Erarbeitung eines Baukörpers. Daher kann nur seine Flexibilität unvorhersehbaren Entwicklungen einer hochmodernen Welt und ihres freien Marktes gerecht werden.

Die smarte Kombination von Innovation und traditionellen Strukturen ist eine bedeutende Fragestellung in Zeiten der Automatisierungsrevolution. Während eine unaufhaltsame, exponentielle Entwicklung der hochfrequentiellen Warenveerteilung den Alltag einzunehmen bemüht ist, zeigt sich die verführerische Hingebung an innovative Neuerungen in Teilen als Gefahr für das Individuum. Transparenz scheint den Wunsch nach Privatsphäre aufzulösen und soziale Kontakte finden sich in Networks oder bei von Algorithmen gesteuerten imaginären Freundschaften. Raum für sozialen Kontakt bekommt eine neue Bedeutung. Es entstehen unterschiedliche Grade, ja gar eine Hierarchie an Nachbarschaften. Gemischte Wohntypologien bilden auf mindestens drei Geschossen eine Nachbarschaft. Diese wird auf einem Geschoss privater bis sie schließlich in Cluster Wohnungen zu einer Gemeinschaft wird. Das private Zimmer fungiert als Rückzugsort.

Das Gebiet ist äußerst formbar und wird sowohl temporären als auch langfristigen Entwicklungen gerecht.

 

Betreut durch: Prof. Jens Ludloff

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