SolarGate - Kiefernzapfen inspirieren zu wetterabhängiger Gebäudebeschattung

16. Januar 2025

PROJEKT TEAM: Exzellenzcluster IntCDC (Integratives Computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur),Universität Stuttgart, ICD (Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung) Prof. Achim Menges, Dylan Wood, Tiffany Cheng, Ekin Sila Sahin, Yasaman Tahouni,Universität Stuttgart, IKT (Institut für Kunststofftechnik) Prof. Dr. Christian Bonten, Silvia Lajewski Exzellenzcluster livMatS (Living, Adaptive and Energy-autonomous Materials Systems), Albert-Ludwigs-Universitat Freiburg Prof. Dr. Jürgen Rühe, Prof. Dr. Thomas Speck, Kim Ulrich

Forscher*innen der Universitäten Stuttgart und Freiburg haben ein neues, energieautarkes Fassadensystem entwickelt, das sich selbstständig an das Wetter anpasst. Das Kiefernzapfen-Prinzip dient als Vorbild.

Auf was man hier blickt, ist eine ganz besondere Art der Gebäudebeschattung, die unter anderem an den Universitäten Stuttgart und Freiburg entwickelt wurde. Die Forscher nahmen sich dabei die Funktion und Bauweise von Kiefernzapfen zum Vorbild. Auch der 3D-Druck half ...(Bild:  ICD / IntCDC)
Auf was man hier blickt, ist eine ganz besondere Art der Gebäudebeschattung, die unter anderem an den Universitäten Stuttgart und Freiburg entwickelt wurde. Die Forscher nahmen sich dabei die Funktion und Bauweise von Kiefernzapfen zum Vorbild. 
 

Wetterreaktive, architektonische Fassadensysteme sind meist auf aufwendige technische Vorrichtungen angewiesen, wie die Forscher vorausschicken. Sie haben untersucht, wie man die Reaktionsfähigkeit des Materials selbst durch computerbasierte Planungsmethoden und additive Fertigung nutzbar machen kann, wie es weiter heißt. Mithilfe von bioinspirierten Designs, natürlichen Materialien und allgemein zugänglichen Technologien haben Forschende der Universitäten Stuttgart und Freiburg das Fassadensystem „Solar Gate“ entwickelt. Dabei handelt es sich, wie betont wird, um das erste wetterabhängige, adaptive Verschattungssystem, das nicht auf elektrische Antriebsenergie angewiesen ist. Zum Vorbild dienten die Bewegungsmechanismen von Kiefernzapfen, die sich bei Veränderungen von Luftfeuchtigkeit und Temperatur öffnen und schließen, ohne dabei Stoffwechselenergie zu verbrauchen. Dem Team ist es gelungen, die anisotrope (richtungsabhängige) Struktur der Zellulose in Pflanzengeweben mit Standard-3D-Druckern nachzubilden. Die Forschungsergebnisse wurden in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Von der Natur kopiert und additiv gefertigt

Zellulose erklären die Forscher weiter, ist dabei ein natürliches, reichlich vorhandenes und erneuerbares Material, das bei Feuchtigkeitsschwankungen quillt und schrumpft. Diese Eigenschaft, die als Hygromorphie bezeichnet wird, ist in der Natur nicht selten – eben beim Öffnen und Schließen der Schuppen von Kiefernzapfen oder bei den Blütenständen der Silberdistel. Das Forschungsteam machte sich diese hygromorphe Eigenschaft zunutze, indem es biobasierte Zellulosefasern maßgefertigt und im 4D-Druck-Verfahren in eine 2-schichtige Struktur gebracht hat, die an die Schuppen von Kiefernzapfen erinnert. Materialsysteme, die per 4D-Druckverfahren, einem Verfahren der additiven Fertigung, hergestellt werden, können ihre Form selbstständig verändern, wenn äußere Auslöser einwirken („intelligente“ Materialien). Für das „Solar Gate“ entwickelte man nun eine computergestützte Herstellungsmethode, um die Extrusion von Zellulosematerialien mit einem Standard-3D-Drucker zu steuern, wobei das selbst formende und reversible Verhalten von 4D-gedruckten Materialsystemen ausgenutzt wurde. Bei hoher Luftfeuchtigkeit nehmen die Zellulosematerialien Feuchtigkeit auf und dehnen sich dann aus. Diese bio-inspirierten, gedruckten Elemente rollen sich also bei Trockenheit ein und öffnen sich bei hoher Luftfeuchtigkeit. Die Forscher bezeichnen den Erfolg stolz als einen Königsweg in der Bionik.

 

Bionische Nachhaltigkeit! Mithilfe des sogenannten 4D-Drucks, einer Variante der additiven Fertigung per 3D-Drucker, wurde feuchtigkeissensible Zellulose in ein adaptives Verschattungssystem für Gebäude verwandelt, das auf tägliche und saisonale Wetterveränderungen ohne externe Antriebsenergie reagiert und auf dem Prinzip von Kiefernzapfenschuppen basiert.(Bild:  ICD / IntCDC)
Bionische Nachhaltigkeit - Mithilfe des sogenannten 4D-Drucks, einer Variante der additiven Fertigung per 3D-Drucker, wurde feuchtigkeissensible Zellulose in ein adaptives Verschattungssystem für Gebäude verwandelt, das auf tägliche und saisonale Wetterveränderungen ohne externe Antriebsenergie reagiert und auf dem Prinzip von Kiefernzapfenschuppen basiert.

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