Franz Arlarts Monografie „Die Tankstelle“ ist ein überraschend bedeutsames Werk in der architektonischen Literatur. Als Dissertation an der Universität Stuttgart im Fachbereich Entwerfen und Konstruieren verfasst, widmet sich dieses Werk einem Thema von bisher unzureichender Aufmerksamkeit in der Fachwelt: der Tankstelle als modernem Bautypus und architektonischer Entwurfsaufgabe. Arlart nimmt sich dieser Leerstelle an und präsentiert eine tiefgründige Analyse, die auf umfassender Recherche und akribischer Datenerhebung basiert. Sein Ziel ist es, die Geschichte und Entwicklung der Tankstelle in Deutschland aus der Perspektive des entwerfenden Architekten zu beleuchten.
Ein zentrales Merkmal von Arlarts Arbeit ist die Betrachtung der Tankstelle im Kontext ihrer historischen Entwicklung und ihrer engen Verbindung zur Evolution der Automobiltechnik und des Automobildesigns. Er führt die Lesenden von den frühen modernistischen Designs wie der Typentankstelle von Hans Poelzig über die Reichsautobahn-Normtankstellen der Stuttgarter Schule bis hin zu Lothar Götz’ modularen Nachkriegstypenbauten als Wegbereiter späterer standardisierter Corporate Designs. Darüber hinaus würdigt Arlart die maßgebliche Rolle von bekannten Architekten und Ingenieuren wie Arne Jacobsen, Mies van der Rohe, Paul Bonatz, Paul Schmitthenner, Heinz Isler und Norman Foster, die mit wegweisenden Bauten die Entwicklung der Tankstelle maßgeblich beeinflusst haben.
Arlarts Untersuchung berücksichtigt nicht nur die funktionalen und technischen Aspekte der Bauaufgabe, sondern auch ihre symbolische Bedeutung und ihren Beitrag zum Corporate Image der jeweiligen Ölfirmen. Er verdeutlicht anschaulich, wie sich der Bautypus im Laufe der Zeit gewandelt hat, von den anfänglichen tempelähnlichen Kioskbauten hin zu den heutigen banal erscheinenden, standardisierten Stahlbauten. Dabei skizziert er nicht nur die historische Entwicklung, sondern wirft auch einen Blick auf mögliche zukünftige Trends für den Tankstellenbau im postfossilen Zeitalter.
Besonders bemerkenswert ist Arlarts Herangehensweise an die Thematik, die durch seine Fachkenntnis, sein Gespür für komplexe Zusammenhänge und seine weitreichende historische Perspektive geprägt ist. Sein Werk bietet nicht nur eine detaillierte Analyse der architektonischen Entwicklung der Tankstelle, sondern auch einen Einblick in ihre städtebauliche Bedeutung im Kontext mehrerer urbaner Entwicklungsmodelle.
Die Monografie „Die Tankstelle“ erweist sich damit nicht nur als bedeutender Beitrag zur architektonischen Diskussion im Kontext sich im Zuge der Mobilitätswende wandelnder Bauaufgaben, sondern auch als unverzichtbares Werk für Planende und Studierende.