Das Exzellenzcluster IntCDC ist mit dem Projekt Hybrid-Flachs Pavillon in Wangen im Allgäu für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur nominiert

19. August 2024

Für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur sind in diesem Jahr neun Projekte nominiert worden. Darunter befinden sich zahlreiche Gebäude, die einen besonderen Beitrag für eine sozial gerechte Transformation leisten. Zu den von einer Fachjury ausgewählten Projekten zählen zum Beispiel eine zirkulär gebaute Kita und ein ehemaliges Fabrikgelände, das zu einem integrativen Familienzentrum umgebaut wurde. Bereits zum zwölften Mal wird der Architekturpreis gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des 17. Deutschen Nachhaltigkeitstages am 29. November 2024 in Düsseldorf.

„Nachhaltige Architektur kann vielfältig und sozial tragfähig sein. Das bestätigen die Einreichungen zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur in diesem Jahr“, sagt DGNB Präsident und Juryvorsitzender Prof. Amandus Samsøe Sattler. „Besonders erfreulich sind die richtungsweisenden Beiträge aus den Bereichen Bildungs- und Sozialbauten. Oftmals mit kleinem Budget wird die Bauwende hier auch von den Nutzerinnen und Nutzern aktiv mitgestaltet, dadurch selbst erlebt und weiter in die Gesellschaft getragen.“

Fünf vorbildlich nachhaltige Orte des Lernens und der Wissensvermittlung

Gleich fünf der nominierten Projekte lassen sich den Bauaufgaben Lernen und Wissensvermittlung zuordnen. Hierzu zählt die Erweiterung des Montessori Zentrums in Nürnberg. Das von Diezinger Architekten geplante Gebäude ist ein vielseitiger Ort des Miteinanders für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe und Kindergartenkinder. Bei dem dreigeschossigen Bau wurde entgegen der gängigen Norm bei Schulbauten konsequent ein Lowtech-Ansatz verfolgt. Die Jury ebenfalls überzeugen konnte der kompakte, zweigeschossige Holzbau der Kita „Weiße Stadt“, den Knoche Architekten für die Stadt Oranienburg entworfen haben. Die zirkuläre Bauweise, eine wartungsarme Haustechnik und fließende Übergänge im Innen- und Außenraum bilden die Grundlage für diesen beispielgebenden Bildungsbau. In Leverkusen hat das Architekturbüro zweipink die 1954 errichtete Johanneskirche in eine flexibel bespielbare Kindertagesstätte transformiert. Neben der gesellschaftlich relevanten Aufgabe, ungenutzte Gebäude zugänglich zu machen, würdigt die Jury die reversibel gewählten Einbauten, wodurch das denkmalgeschützte Gebäude erlebbar bleibt.

Die neue Lehrhalle „Verschnitt“ für die Riedel Bau AG im unterfränkischen Bergrheinfeld wurde auf Initiative der Auszubildenden aus vorhandenen, eigentlich dem Schredder zugeordneten Baustoffen errichtet. Die Jury sieht in dem mehrfarbigen Solitär auf dem grauen Industriegelände einen nachhaltig inszenierten Raum mit flexiblen Möglichkeiten zum Lernen und Lehren. An der Universität Stuttgart wurde mit dem Hybrid-Flachs Pavillon ein Ausstellungsgebäude für die Landesgartenschau in Wangen im Allgäu entwickelt und realisiert. Das Forschungsprojekt bildet den ersten aus Brettsperrholzplatten und Naturfaserkörpern errichteten Hybrid weltweit. Als richtungsweisend sieht die Jury den Ansatz, ressourcenschonendes Bauen und lokal verfügbare, nachwachsende Rohstoffe unter Zuhilfenahme technologischer Prozesse zu verbinden.

Vielfältige Lösungen für die gesellschaftliche Transformation

Unter den weiteren nominierten Projekten befindet sich die Erweiterung eines Werkgebäudes der Firma elobau in Leutkirch im Allgäu, die vom Büro f64 Architekten und Stadtplaner entworfen wurde. Neben dem Einsatz lokaler Baustoffe und Handwerksunternehmen lobt die Jury das Zusammenspiel gleichwertiger Arbeitsplätze für die Mitarbeitenden in Produktion und Verwaltung sowie die Schaffung von Möglichkeiten zur bereichsübergreifenden Interaktion. Im hessischen Bürstadt bildet der Sport- und Bildungscampus vom Büro prosa Architektur + Stadtplanung einen baukulturellen und gesellschaftlichen Mehrwert für die Bevölkerung. Neben der direkt erlebbaren klima- und umweltgerechten Bauweise leistet das quartiersoffene Gebäude mit vielschichtigem Angebot einen aktiven Beitrag für den sozialen Zusammenhalt.

Mit der respektvollen Umnutzung eines brachliegenden Fabrikgeländes zum integrativen Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbundes in Dresden hat das Büro Alexander Poetzsch Architekturen einen lebendigen Ort des sozialen Miteinanders geschaffen. Die Jury sieht darin die vorbildliche Transformation eines bestehenden Bauwerks, die trotz geringer finanzieller Mittel gelungen ist. Das im Zuge der Internationalen Bauausstellung in Heidelberg entstandene Collegium Academicum ist hierzulande das größte selbstverwaltete und selbstfinanzierte Wohnprojekt für Menschen in der Ausbildung. Errichtet auf der Konversionsfläche eines alten US-Militärhospitals ist das von DGJ Architektur begleitete Projekt aus Sicht der Jury Vorbild für eine gesellschaftsbildende Nachbarschaft, das alle Parameter des nachhaltigen Bauens, der Nachnutzung und einer klimaangepassten Architektur auf beispielhafte Weise umsetzt.

Fachjury bestimmt Nominierte, Finalisten und das Siegerprojekt

Alle eingereichten Projekte wurden von einem Fachgremium bewertet, das durch die DGNB und die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis berufen wurde. Zu den Jurymitgliedern zählten in diesem Jahr Heike Gruner (Geschäftsstelle Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“), Martin Haas (haas.cook.zemmrich – STUDIO 2050), Prof. Thorsten Helbig (knippershelbig GmbH), Prof. Maren Kohaus (Technische Hochschule Rosenheim, sustainable architecture GmbH), Reiner Nagel (Bundesstiftung Baukultur), Gabriele Pfründer (Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR), Prof. Matthias Rudolph (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart), Prof. Amandus Samsøe Sattler (ensømble studio architektur Berlin), Frank Schönert (Hütten & Paläste) sowie Ralph Wölffing-Seelig (Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen bdla, Landesverband Baden-Württemberg e.V.).

Die Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Bauen und Gesellschaft bestimmten neben den Nominierten auch drei Finalisten sowie das Siegerprojekt. Wer den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur erhält, wird am 29. November 2024 beim 17. Deutschen Nachhaltigkeitstag in Düsseldorf bekanntgegeben.

Weitere Informationen und die Jurybegründungen zu den nominierten Projekten gibt es unter www.nachhaltigkeitspreis.de/wettbewerbe/architektur und www.dgnb.de/dnp-architektur.

Die nominierten Projekte mit den Projektbeteiligten in der Übersicht:

Montessori Zentrum, Nürnberg

  • Bauherr: MONTESSORI Förderkreis Nürnberg e.V.
  • Architektur: Diezinger Architekten GmbH
  • Freianlagen: Adlerolesch GmbH
  • Bauphysik: IB Hausladen GmbH
  • Tragwerk: Tragraum Ingenieure PartmbB
  • Brandschutz: IB Witzl
  • Haustechnik: Team für Technik GmbH
  • Elektrotechnik: IB Wißmeier GmbH

Kita „Weiße Stadt“, Oranienburg

  • Bauherrin: Stadt Oranienburg, vertr. durch BIG Städtebau GmbH
  • Architektur: Knoche Architekten
  • Tragwerksplanung: IB Glosch
  • Haustechnik HLSE: Dörner und Partner
  • Freianlagen: Heinisch Landschaftsarchitekten
  • Brandschutz: Knoche Architekten mit Dataconstruct
  • Bauphysik: Knoche Architekten mit ISG Bauphysik Dr. Blechschmidt & Reinhold

Kindertagesstätte Johanneskirche, Leverkusen

  • Bauherr: Kirchenkreis Leverkusen der Evangelischen Kirche im Rheinland
  • Träger: Evangelischer Kita-Verband
  • Architektur: zweipink Pink Architekten Partnerschaft mbB
  • Projektsteuerer: Diederichs Projektmanagement AG & Co.KG
  • Tragwerksplanung: GEHLEN Partnerschaft Beratender Ingenieure mbB
  • Bauphysik: e² energieberatung GmbH
  • Technische Ausrüstung: Winter Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik GmbH
  • Brandschutz: Corall Ingenieure GmbH
  • Außenanlagen: naturWERKstatt Burkhard Bunse
  • Lichtplanung: Fischer Lichtgestaltung
  • Verkehrsplanung: Rudolf Keller Verkehrsingenieure GmbH
  • Vermesser: Mathow & Ernst ÖbVI
  • Umwelttechnik: Reducta GmbH
  • Seveso-Schutzkonzept: TÜV Rheinland GmbH
  • SiGeKo: ecoprotec GmbH

Lehrhalle „Verschnitt“, Bergrheinfeld

  • Bauherr: Riedel Bau AG
  • Architektur: ASAP Institut für nachhaltige und klimagerechter Architektur GmbH

Hybrid-Flachs Pavillon, Wangen im Allgäu

  • Bauherrin: Landesgartenschau Wangen im Allgäu 2024
  • Architekt: Exzellenzcluster IntCDC - Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur / ICD Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung / ITKE Institut für Tragkonstruktionen und konstruktives Entwerfen, Universität Stuttgart
  • Stadt Wangen im Allgäu
  • HA-CO Carbon GmbH
  • STERK abbundzentrum GmbH
  • FoWaTec GmbH
  • Biedenkapp Stahlbau GmbH
  • Harald Klein Erdbewegungen GmbH

Erweiterung Werk II Fa. elobau, Leutkirch

  • Bauherr: elobau GmbH & Co. KG
  • Architektur: f64 Architekten und Stadtplaner GmbH
  • Landschaftsarchitektur: Baron Landschaftsarchitekt
  • Tragwerksplanung: Helber + Ruff
  • Gebäudetechnik: Ingenieurbüro Pfähler + Rühl
  • Gebäudetechnik Elektro: Ingenieurbüro Sulzer, Vogt
  • Energiekonzept, Ökobilanzen: Transsolar
  • EnEV: Ingenieurbüro Ulrich

Sport- und Bildungscampus, Bürstadt

  • Bauherr: Jugendförderverein / Stadt Bürstadt vertreten durch: Magistrat der Stadt
  • Architekt: prosa Architektur + Stadtplanung | Quasten Rauh PartGmbB
  • Energieplanung Wärmenetz: Team für Technik

Integratives Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbund e.V., Dresden

  • Bauherr: Deutscher Kinderschutzbund e.V. Ortsverband Dresden
  • Architektur: Alexander Poetzsch Architekturen
  • Ingenieurbüro Ulrich Röder
  • Petschow + Thiel Projektmanagement GmbH
  • ICL Ingenieur Consult GmbH
  • Graner Ingenieure GmbH

Collegium Academicum, Heidelberg

  • Bauherrin: Collegium Academicum GmbH
  • Architektur: DGJ Architektur GmbH
  • Bauleitung: Biek Architektur
  • Freianlagen: GDLA/Gornik Denkel landschaftsarchitektur partg mbb
  • Holzbau: ZÜBLIN Timber GmbH
  • Bauphysik: ina Planungsgesellschaft mbH
  • Statik Holz, Schallschutz: Pirmin Jung Deutschland GmbH
  • Statik Beton: Jäger Ingenieure
  • ELT: SBI schicho ingenieure GmbH & Co. KG
  • HLS: IBS Scholz GmbH & Co.KG
  • PV-Planer: HEG Heidelberger Energiegenossenschaft eG
  • Brandschutz (bis LP4): HHP
  • Brandschutz (ab LP5): Schoob Architektur

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Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.

2007 gegründet, ist die DGNB heute mit über 2.500 Mitgliedsorganisationen Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen. Ziel des Vereins ist es, Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu fördern und im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Mit dem DGNB Zertifizierungssystem hat die unabhängige Non-Profit-Organisation ein Planungs- und Optimierungstool zur Bewertung nachhaltiger Gebäude und Quartiere entwickelt, das dabei hilft, die reale Nachhaltigkeit in Bauprojekten zu erhöhen. Dabei fußt das DGNB System auf einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis, das die Umwelt, den Menschen und die Wirtschaftlichkeit gleichermaßen einbezieht. Über die Fort- und Weiterbildungsplattform DGNB Akademie wurden zudem bereits mehr als 10.000 Personen in über 60 Ländern zu Experten für nachhaltiges Bauen qualifiziert.

Deutscher Nachhaltigkeitspreis

Mit sechs Wettbewerben und 3.000 Gästen zu den Abschlussveranstaltungen ist der Deutsche Nachhaltigkeitspreis der umfassendste Preis seiner Art in Europa. Der DNP wird im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitstages verliehen, der sich seit 2008 zum führenden Kongress zum Thema Nachhaltigkeit entwickelt hat. Die Veranstaltung mit mehr als 150 Referent vernetzt die relevanten Stakeholder und lässt sie gegenseitig an Erfahrungen teilhaben. Das Ziel des DNP ist in der Satzung des Stiftungsvereins festgelegt. Es geht um die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung durch die unabhängige, objektive Vergabe einer Auszeichnung für Nachhaltigkeit, die aufgrund anspruchsvoller Assessments, eines diskursiv organisierten Knowhow-Transfers und einer öffentlichkeitsrelevanten Verleihung wirksame Beiträge zur Transformation leistet. Nachvollziehbare Prozesse und ein datenschutzkonformer Blick auf die Ergebnisse sollen Unternehmen und anderen Organisationen helfen, ihre Nachhaltigkeitsleistungen zu verbessern.

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